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Wider die Diktatur

Dienstag, 27.11.2012, uni.on > Universität, Universität, uni.on > Top News, Forschen, Presse und Kommunikation, Geisteswissenschaften

Grazer Historikerin zeigt erstmals die Struktur des steirischen Widerstands gegen den Austrofaschismus auf

Der Austrofaschismus der Jahre 1933 bis 1938 gilt rückblickend als besonders unrühmlicher Abschnitt der österreichischen Geschichte, geprägt von Unterdrückung und inneren Unruhen. Wenig erforscht ist bis dato die „Szene“ des Widerstands gegen das autoritäre Regime. Dr. Ute Sonnleitner, Historikerin an der Karl-Franzens-Universität Graz, hat den Kampf gegen die Diktatur nachgezeichnet, mit besonderem Augenmerk auf die Situation in der Steiermark. Ihr Buch, das erstmals die Struktur des Widerstands aufzeigt, ist kürzlich im Grazer Universitätsverlag erschienen.

 

„Das Besondere an der steirischen Widerstandslandschaft ist, dass die Bewegung hier vor allem von den KommunistInnen getragen wurde“, fasst Ute Sonnleitner zusammen. Während es zum Beispiel im Wien eine starke Beteiligung „revolutionär sozialistischer“ Gruppen gab, wandten sich in der Steiermark nach dem Österreichischen Bürgerkrieg im Februar 1934 viele junge SozialdemokratInnen, die kämpferisch aktiv werden wollten, dem Kommunismus zu. „Die sogenannten ,Februar-KommunistInnen‘ waren enttäuscht von ihrer sozialdemokratischen Parteiführung, die wenig Initiative zeigte.“

Die Zahl der AktivistInnen belief sich nur auf einige hundert. Doch diese machten sich umso deutlicher bemerkbar. Sie verfassten Propagandaliteratur und Flugschriften und brachten ihren Protest mit Parolen und Symbolen an Hauswänden zum Ausdruck. So wurde zum Beispiel in der Nacht zum 1. Mai 1935 in Deutschlandsberg der gesamte Hauptplatz durch „vermutlich kommunistische Anhänger“ rot eingefärbt. „Mittels der verdeckten Beteiligung an der Einheitsgewerkschaft wurde eine Unterwanderung des austrofaschistischen Herrschaftsgefüges angestrebt und erfolgreiche Arbeit geleistet“, berichtet Sonnleitner.

Die Widerständigen standen für ihre Überzeugung ein, kämpften für die Fortführung der Arbeiterkultur und versuchten Beziehungsstrukturen aufrecht zu erhalten. 1933 war die kommunistische, 1934 auch die sozialdemokratische Partei und mit ihr alle sozialistischen Vereine, wie die Kinderfreunde und Roten Falken, die Naturfreunde oder Arbeiter-Gesangsvereine, verboten worden. „Ein weiterer Aspekt der Widerstandstätigkeit war auch die Organisation von Spendenaktionen, um Geld für unversorgte Familien von GenossInnen zu sammeln. Diese waren sehr erfolgreich und für die Bedürftigen eine wichtige Unterstützung“, ergänzt die Historikerin.

Sonnleitner betrachtete auch die Bedeutung der Frauen im Widerstand. „Sie spielten eine entscheidende Rolle“, betont die Forscherin. „Als nach dem Februaraufstand 1934 viele Männer inhaftiert waren, trugen Frauen die Bewegung.“

 

Im Zuge ihrer Forschungen durchforstete Ute Sonnleitner unter anderem das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes und das steirische Landesarchiv. Das bestehende Aktenmaterial – in erster Linie Polizei- und Justiz-Berichte - wurde aufgearbeitet. „Wie es im Bereich der Widerstandsforschung häufig der Fall ist, muss auch hier berücksichtigt werden, dass vor allem die Sichtweise der Verfolger zum Tragen kommt“, so die Wissenschafterin. Die Seite des Widerstands wurde mittels der – teils autobiographischen – Erinnerungsliteratur einbezogen.

 

Ute Sonnleitner: Widerstand gegen den „Austro-Faschismus“ in der Steiermark 1933–1938. Grazer Universitätsverlag/Leykam 2012, ISBN 978-3-7011-0234-1

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